Erläuterungen zu den Kirchenjahreszeiten bzw. zu einzelnen Kirchenfesten
Advent:
Das Wort Advent stammt vom lateinischen adventus ab, was so viel wie Ankunft bedeutet. Die Adventszeit ist eine besinnliche Zeit, in der sich die Christen
auf die Geburt Jesu vorbereiten. Die Adventszeit erstreckt sich über die vier Adventssonntage. Mit dem 1. Advent beginnt zudem das Kirchenjahr.
Christfest:
Das Christfest, auch Weihnachtsfest genannt, besteht aus dem Heiligen Abend, dem 1. Weihnachtsfeiertag und dem 2. Weihnachtsfeiertag. In diesen Tagen
wird der Geburt Jesu gedacht (vgl. Lukas 2).
Epiphanias:
Epiphanias wird am 6. Januar begangen. Unter Epiphanie versteht man die Erscheinung einer Göttlichkeit. An diesem Tag wird daher gefeiert, dass Gott sich
den Menschen in seinem Sohn Jesus Christus offenbart hat. Heute wird das Fest auch Dreikönigsfest oder die Heiligen drei Könige genannt. Denn an diesem
Tag denken wir u.a. auch an die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland (vgl. Matthäus 2). Erst durch die Weisen verstanden viele Menschen, dass das
Baby Jesus göttlich war.
Passionszeit:
Die Passionszeit erinnert an Jesu Leidensgeschichte (grie. pāssio = leiden). Viele Menschen fasten in dieser Zeit, d.h. sie verzichten bewusst auf etwas, das
ihnen wichtig ist.
Palmsonntag:
Die Woche vor Ostern nennt man die Karwoche (von althochdeutsch kara = Klage, Trauer). Die Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag. Der Palmsonntag
erinnert daran, dass Jesus auf einem Esel in Jerusalem eingezogen ist (vgl. Markus 11,1-11). Laut Bibel verfolgten damals viele Menschen Jesu Einzug
freudig und begrüßten ihn mit abgeschnittenen Palmzweigen.
Gründonnerstag:
Das Wort Gründonnerstag kommt vermutlich von dem mittelhochdeutschen Verb gronan = weinen, greinen. Der Gründonnerstag ist also ein
"Weindonnerstag". Am Gründonnerstag (d.h. am Donnerstag vor Ostern) denken die Christen daran, dass Jesus mit seinen Jüngern in Jerusalem das letzte
gemeinsame Abendmahl einnahm. Dabei segnete er Brot und Wein und teilte es mit seinen Jüngern (vgl. 1. Korinther 11,23-26). Gründonnerstag war der
Abendbevor Jesus verhaftet wurde.
Karfreitag:
Am Karfreitag (d.h. der Tag nach Gründonnerstag) wird an Jesu Verurteilung, Kreuzigung und Tod gedacht. Es ist ein Tag der Trauer und der Stille.
Karsamstag:
Karsamstag folgt auf Karfreitag. Auch dieser Tag ist ein Tag der Trauer. An ihm wird Jesu Grablegung gedacht. Daher gilt er auch als Tag der Grabesruhe Jesu.
Ostersonntag:
Dem Karsamstag folgt Ostersonntag. An diesem Tag feiern die Christen, dass Jesus, nachdem er gestorben war und begraben wurde, wieder auferstanden ist
(vgl. Lukas 24,1-12). Die Christen hoffen darauf, dass sie nach ihrem Tod auch wieder auferstehen werden. Sie glauben, dass der Tod noch nicht das Ende ist.
Ostermontag:
Das Osterfest dauert zwei Tage: Ostersonntag und Ostermontag. Am Ostermontag liegt das Augenmerk auf den Jüngern Jesu, die nach der Trauer um den
Verlust ihres Freundes erst allmählich verstanden, was geschehen ist (vgl. Lukas 24,13-35.).
Himmelfahrt:
Die Bibel berichtet, dass Jesus nach seiner Auferstehung noch einige Tage unter den Menschen weilte und mit ihnen sprach. 40 Tage nach Ostern ist er dann
in den Himmel "zu Gott" aufgefahren (vgl. Lukas 24,50-53 und Apostelgeschichte 1,1-11). Christi Himmelfahrt erinnert daran. Heutzutage feiern viele Männer
am gleichen Tag den sogenannten Vatertag.
Pfingsten:
50 Tage nach Ostern (grie. hē pentēkostē = Der Fünfzigste) sandte Gott den Jüngern Jesu den Heiligen Geist. Dieser befähigte sie dazu, anderen von ihrem
Glauben zu berichten (vgl. Apostelgeschichte 2,1-18). So wurde der Glaube an Jesus, Gott und den Heiligen Geist verbreitet und die christliche Kirche
entstand. Daher gilt das Pfingstfest auch als Gründungsfest der christlichen Kirche. Pfingsten besteht in der Hauptsache aus Pfingstsonntag und
Pfingstmontag.
Trinitatis:
Der Sonntag nach Pfingsten ist der Tag der Heiligen Dreifaltigkeit. Er wird auch Dreieinigkeitsfest bzw. Trinitatis genannt (von lat. trinitas, was sich aus tri =
drei und unitas = Einheit zusammensetzt und wohl auf das griechische Wort für Dreizahl zurückzuführen ist). Trinitatis fußt nicht auf einer speziellen
biblischen Erzählung, sondern hat ein zentrales Thema des christlichen Glaubens zur Grundlage: Trinitatis erinnert die Christen daran, dass sie an einen
einzigen Gott glauben, der gleichzeitig Vater, Sohn und Heiliger Geist ist.
Erntedank:
Am 1. Sonntag im Oktober wird vielerorts zum Abschluss der Ernte ein Dankgottesdienst gefeiert, in dem sich die Gottesdienstbesucher in Erinnerung rufen,
dass nicht allein das Maß der menschlichen Bemühungen über das Gelingen oder Scheitern der Ernte entscheidet. Sie danken Gott dafür, dass die Natur das
Ihrige in Form von Temperatur, Sonneneinstrahlung oder Niederschlag dazu beigetragen hat, damit die Pflanzen wachsen und die Ernte eingefahren werden
konnte. Oft werden die Kirchen dazu mit vielen Erntegaben geschmückt.
Reformationstag:
Am 31. Oktober feiern die evangelischen Christen mit dem Reformationstag die Gründung der evangelischen Kirche. Am 31. Oktober 1517 kamen die
sogenannten 95 Thesen von Martin Luther in Umlauf, mit denen er die in seinen Augen als Missstände wahrgenommenen Zustände der Kirche kritisierte. So
ging er z.B. gegen den damals üblichen Ablasshandel vor. Durch seine Thesen setzte sich ein Prozess in Gang, an dessen Ende die zweite große Spaltung
der christlichen Kirche stand: Die evangelische Kirche entwickelte sich und sagte sich von der röm. - kath. Kirche los. Der Legende nach soll Martin Luther
seine 95 Thesen selbst an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt und so öffentlich gemacht haben. Ob dem wirklich so war, ist heute umstritten.
Buß- und Bettag:
Am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag begehen die evangelischen Christen den Buß- und Bettag. Früher rief die Kirche in Notzeiten all seine Gläubigen zu
Buße und Gebet auf. Der heute fest im Kirchenjahr verankerte Buß- und Bettag hat hingegen einen eher persönlichen Charakter. Es geht um die aufrichtige
Buße des Einzelnen. Im Gottesdienst besinnt er sich auf das, was er falsch gemacht hat. Durch Lieder und Gebete wendet er sich Gott zu, bittet ihn um
Vergebung und hofft auf Versöhnung.
Ewigkeitssonntag:
Der Ewigkeitssonntag ist der letzte Sonntag des Kirchenjahres. An ihm werfen die Christen einen Blick über den Tod hinaus in die Ewigkeit. Die christliche
Hoffnung darauf, dass Gott Frieden auf Erden errichtet, sich mit den Menschen versöhnt und sie zu sich in die Ewigkeit nimmt, kommt hier zum Ausdruck.
Der Ewigkeitssonntag wird zudem auch Totensonntag genannt. Denn am 17.11.1816 führte König Friedrich Wilhelm III. einen Tag zum Gedenken der
Kriegsgefallenen ein. Aus diesem Totengedenken am Ende des Kirchenjahres entwickelte sich Totensonntag, an dem sich die Christen ihrer Verstorbenen
erinnern. Sie hoffen darauf, dass ihreVerstorbenen bei Gott sind, so wie auch Jesus Christus auferstanden und zu Gott in "den Himmel" aufgefahren ist.